Mittwoch, 9. November 2016

Verbindung mit dem Atem aufnehmen

Verbindung mit dem Atem aufnehmen
In der ersten Meditation nehme ich Verbindung mit dem Atem auf, aber bevor ich damit beginne bzw. mit der spirituellen Übung anfange, werde ich erst einmal meinen Körper einrichten. In dieser Übung will ich damit beginnen, dass ich zu meinem Atem und zu meinem Körper in einer achtsamen, bewussten oder hellwachen Weise in Beziehung trete.
Halte ich meinen Körper still, so hilft es mir, auch meinen Geist zur Ruhe zu bringen, denn der erste Schritt besteht darin, eine stabile und zugleich angenehme Haltung zu finden, so dass ich in der Gegenwart sein und mir den Körper bewusst machen kann. Ich kann mich auf ein Kissen oder einen Stuhl setzen, jedoch wichtig ist es, dass ich das Gefühl von Stabilität, Bequemlichkeit und Leichtigkeit habe. Der Körper soll bequem ruhen, und er wird von einem Kissen oder einem Stuhl unterstützt, denn dann bin ich in der Lage, einige Minuten still zu sitzen, ohne den Körper zu verspannen, jedoch ich muss gerade sitzen, würdevoll, aber nicht nicht steif.
Sitze ich auf dem Kissen, so muss die Hüfte höher sein als die Knie, damit die Stabilität gewährleistet ist, aber die Oberschenkel zeigen nach unten.Ich probiere verschiedene Höhen aus, um die Höhe zu finden, in der ich wirklich bequem sitzen kann. Aber immer muss ich darauf achten, dass mein Rücken nicht steif ist, sondern aufrecht, damit ich leicht und unbeschwert atmen kann, denn die Energie muss frei durch mich hindurchfließen. Und eine aufrechte Haltung hilft mir auch, dass ich hellwach bleibe, denn eine krumme Haltung führt sehr schnell dazu, dass ich bei der Meditation einschlafe. Obwohl ein Schlaf etwas Wundervolles sein kann, aber der Schlaf hat in der Meditation nichts zu suchen.
Habe ich eine bequeme Haltung gefunden, in der ich steif sitze, lasse ich die Schultern hängen, lege die Hände dorthin, wo sie bequem ruhen können. Die Hände leg ich gewöhnlich in den Schoß oder auf die Knie, denn dann können die Schulter locker, die Brust und der Bauch entspannt bleiben. Und so probiere ich verschiedene Haltungen aus, bis ich eine passende gefunden habe. Meditieren bedeutet für mich nicht, dass ich mit mir selbst kämpfe, und wenn ich mich unwohl fühle, dann verändere ich meine Haltung so, dass ich wieder bequem sitze oder stehe.
So schließe ich als nächstes meine Augen, und wenn ich sie ein wenig auflassen will, dann richte ich den Blick nach unten auf den Boden, aber schaue nicht im Zimmer umher.
Ich bringe die Aufmerksamkeit jetzt in die Gegenwart, und ich werde meiner Umgebung und den Geräuschen um mich herum bewusst. Und so mache ich mir bewusst, wie sich ein Körper anfühlt, ich achte auf die körperlichen Empfindungen und auf mögliche Spannungen. Dann atme ich ein paar Mal tief ein und aus und entspanne mich. Dabei achte ich auf die Bewegungen in meinem Verstand und meinen Gefühlen, so auch in meinen Gedanken, Emotionen, Erwartungen und Erinnerungen, und es ist jetzt an der Zeit, dass ich lerne, mich zu versammeln.
In der ersten Meditation benutze ich die natürlichen Bewegungen meines Atems und übe mich darin, die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart zu lenken. Dabei wird mir die Tatsache bewusst, dass ich atme, bzw. dass das Atmen geschieht.Es ist das ziel der Meditation, den Atem zu erfahren, ohne ihn zu lenken oder zu verändern, aber dabei gewahr zu werden, wie der Atem selbst in seinem eigenen Rhythmus atmet Die Achtsamkeits-Meditation ist keine Atemübung, sondern sie ist eine Übung die meine Aufmerksamkeit schult, um ganz in der Gegenwart zu bleiben wie auch immer ich den Atem empfinde, er ist in Ordnung.
Was ich während der Meditation bemerken werde, ist das ständige Abschweifen der Gedanken, aber das ist die erste Einsicht in die Vipassana-Meditation und das bezeichnet man als „den Wasserfall sehen“. Ich kann meinem verstand sagen, dass er beim Atmen bleiben soll, aber macht er das? Die meiste Zeit nicht, denn ich werde ihn erwischen wie er plant, was er nach der Beendigung der Meditation macht. Immer wenn ich ihn dabei ertappe, dass er abschweift, dann führe ich ihn zum Atem zurück, aber nur für einige Atemzüge, danach macht er sich wieder davon und beschäftigt sich mit etwas anderem. Folge ich dem Atem, dann erkenne die ständigen inneren Bewegungen und Zwiegespräche des Verstandes.
Jetzt frage ich mich: wie kann ich meinen Verstand erziehen? Bei der Meditation ist es die erste und wichtigste Anweisung, wenn ich mich in Gedanken, Planungen oder Erinnerungen verloren habe, dass ich die Gedanken einfach loslasse und mich zum Atem zurückziehe, und so spüre ich das nächste Ein- und Ausatmen. Die Meditation soll mir helfen, den Atem bewusst zu erfahren, um dann mit der Aufmerksamkeit dabeizubleiben.
Beginne ich mit dieser Sitzung meine erste Meditationspraxis, so ist es dann genau wie beim Beginn irgendeiner anderen Kunst. Auch für die Meditation als Kunst bedarf es einige Zeit der Übung. Um ein Leben zu führen, dazu bedarf es eine Tasse voller Verständnis, ein Fass voller Liebe und ein Ozean voller Geduld. Und zu dieser Geduld gehört die Bereitwilligkeit, immer und immer wieder in den gegenwärtigen Augenblick zurückzukehren.
Erziehe ich den verstand, so kann ich auch die Unordnung wieder in Ordnung bringen und zum Atem zurückkehren. Aber die eigentliche Meditationsübung besteht darin, sich laufend bewusst zu werden, dass ich abschweife, und dann die Aufmerksamkeit wieder zum Atem sowie Körper und Geist gemeinsam in die Gegenwart zurückzubringen. Wenn ich das immer und immer mache, wird mir die Meditationsübung beibringen, wie ich im Hier und Jetzt bleiben kann, unabhängig davon, wo ich mich gerade befinde.
Wenn ich bemerke, dass bewertende Gedanken wie „ich kann es nicht“ auftauchen, dann sind Vorwürfe, die ich mir deshalb mache, keine echte Hilfe, und dann versuche ich mit einem weiteren Atemzug in der Gegenwart zu bleiben. Und so komme ich nach und nach langsam mit meinem Atem in Verbindung.
Tauchen in der ersten Meditation Fragen auf, so hängen diese Fragen mit dem Atem zusammen, aber sie haben alle eine unterschiedliche Beschaffenheit. Es gibt Menschen, die das Gefühl haben, ihr Atem sei angespannt, es sei eine unnatürliche Atmung, nur weil sie die Aufmerksamkeit darauf richten. Und diese Erfahrung ist sehr häufig, aber es ist wichtig, sich zu entspannen und zu versuchen, den Atem locker fließen zu lassen. Ist dann immer noch ein Gefühl von Anspannung vorhanden, so lasse ich es einfach da, ohne den Verstand und das Herz zu belasten.
Wenn die Leute merken, dass ihr Atem zu schwach sei oder wird, und sie fragen, ob sie ihn beschleunigen oder verstärken sollen, damit sie ihn besser spüren. Doch der Sinn der Übung besteht darin, die Aufmerksamkeit zu verfeinern, damit ich besser auf das lauschen kann, was sich von Natur in meinem Körper abspielt. Habe ich das Gefühl, mein Atem sei schwach, dann versuche ich, die Aufmerksamkeit an diesen schwachen Atem anzupassen und auf seinen Anfang, sein Ende und den Abstand zwischen zwei Atemzüge zu achten, damit mir bewusst wird, wie der Atem meinen Körper bewegt.
Eine andere Erfahrung, die mir auffällt ist es, dass mein Verstand binnen von Minuten hundert oder tausend Mal abschweift. Aber es ist ganz natürlich, dass der Verstand spazieren geht, er hat es mein ganzes Leben lang getan. Doch die Kunst der Meditation besteht darin zu erkennen, wann sich mein Verstand auf Wanderschaft begibt, und dann zum Atem zurückkehrt. Es ist egal, wie oft mein Verstand abschweift, solange ich ihn zum Atem wieder zurückbringe.
Die Meditation ist in einem gewissen Sinne eine erinnernde Betrachtung bzw. Selbstbetrachtung. Es ist ein Prozess des Aufwachens, des Im-Atem-gegenwärtig-Seins und darum ein Vergessen. Es gib Menschen, die eine Fülle von Gedanken entwickeln, ob schöpferische Ideen, Problemlösungen, Erinnerungen oder was auch immer. Nach einer Weile wache ich auf und bemerke, dass die Gedanken gewandert sind, und ich komme zu mir und denke: „ich bin beim Meditieren.“ Und ich stelle meine Aufmerksamkeit wieder her. Wenn ich schlafe, und ich mich vergessen habe, dann gibt es nicht viel, was ich tun kann. Aber in dem Augenblick, wo ich aufwache, erinnere ich mich daran, dass ich wieder gegenwärtig bin. Ich kann zu mir selbst sagen: „Ich bin bereit, den Atem zu spüren, ich bin bereit darauf zu achten, was sich in diesem Augenblick abspielt und wie ich meinen Körper erlebe.“
Wenn ich das tue, werde ich allmählich länger gegenwärtig sein können und es wird oft geschehen, bis ich anfange mehr in die Gegenwart zu leben und weniger an einem Ort der vergessenheit oder der Phantasie oder der Erinnerung.
Es ist nicht so, dass Planungen und Erinnerungen etwas Schlechtes sind, denn ohne sie würde ich nicht in der Lage, zu leben, wenn ich nicht soviel denken würde.


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