Meditation beim Essen:
Eine Menge Zeit in unserem Leben
verbringt man damit: zu essen, Lebensmittel zu kaufen, im Garten
anzubauen, einlagern, herausnehmen, zerkleinern, würzen, kochen,
servieren, mit Freunden zusammen essen, dann das Geschirr abwaschen
und Lebensmittel wieder wegräumen. Es gibt Menschen , die zwei,
drei, vier Mal am Tag essen. Man kann in ein Restaurant gehen, ein
fabelhaftes Essen zu sich nehmen, eine nette Unterhaltung führen,
ein gutes Gas Wein trinken und allem, was eine Feinschmecker Mahlzeit
ausmacht, und man kann sich am Ende des Essens noch immer hungrig
fühlen. So fragt man sich: „Wie ist das möglich?“
Man ist oft damit beschäftigt,
zu reden, sich umzuschauen, Spaß zu haben, so das es kaum eine
Chance gibt, das Essen zu schmecken.
Das Essen kann man, sowie jede
andere Tätigkeit auch, in eine Meditation verwandeln. Man kann mit
einer einfachen Mahlzeit, wie mit Rosinen, beginnen zu üben.
Soll eine Essensmeditation in
aller Form durchgeführt werden, so beginnt man zuerst damit, alles
zu verlangsamen. Man nimmt sich den Teller mit dem Essen und stellt
ihn vor sich hin. Manche Menschen sprechen vor der Einnahme des
Essen ein Gebet oder segnen die Mahlzeit. Dieses Gebet ist eine
Danksagung an alles, was dazu beigetragen hat, dass die Speise auf
dem Teller vor einem liegt. Man kann die Sonne, den Regen, den
Menschen, die das Essen angebaut haben und der Mutter Erde danken,
aber auch den Regenwürmern, die den Erdboden angereichert haben
sowie den Bienen, die die Pflanzen bestäubt haben. Und jetzt merkt
man, dass alles miteinander zusammenhängt.
Wenn man das Tischgebet beendet
hat, so bleibe man etwa 60 Sekunden am Teller sitzen, ohne etwas zu
tun. Man sitzt einfach da und nimmt Verbindung mit der Stille auf.
Dabei fühlt man eventuell im Körper ein Empfinden wie Hunger, und
man betrachtet die Nahrung, fühlt den Hunger und macht sich klar,
dass sich ein großer Teil der Menschheit im ständigen Zustand von
Hunger und Verlangen befindet. Man kann möglicherweise jetzt
erleben, es kann zum ersten Mal sein, wie schwierig es ist, das
Hungergefühl gerade 60 Sekunden auszuhalten.
Wenn man das macht, dann kann
man untersuchen, wie sich das Hungergefühl im Körper äußert. Ist
der Bauch hungrig? Sind die Augen hungrig? Ist die Zunge hungrig? Und
wie fühlt sich der Hunger an? Man kann es in Erfahrung bringen, sich
damit abzufinden, und wenn die 60 Sekunden vorbei sind, dann versteht
man den Hunger besser. Es können auch andere Gefühle erscheinen,
die man zur Kenntnis nehmen soll.
Wenn man bereit ist, dann kann
man mit dem Essen beginnen, man macht es langsam und achtsam, in
gleicher Weise, wie man dem Atem folgt oder die verschiedenen
Empfindungen im Körper bewusst gemacht hat. Halte zuerst z.B. die
Rosinen in der Hand und betrachte sie. Versuche, sie nicht als
Rosinen anzusehen, denn Rosinen ist nur ein Wort. Man versucht, sie
in der eigenen und individuellen Form, Gestalt und Farbe
wahrzunehmen.
Betrachtet man die Rosinen
weiterhin, führt man sich ihre Geschichte vor den Augen. Erst
wuchsen sie auf den Reben, dann wurden sie Trauben, sind geerntet
worden, und in der Sonne eine Zeit lang getrocknet. Dann wurden sie
verpackt und verschifft, man hat sie dann gekauft, und man ist jetzt
im Begriff, sie zu essen. Man kann sich dessen bewusst sein, ein Teil
eines großen Netzwerkes zu sein, das die Erde umschließt. Man ist
ein lebendiges Wesen, das von der Erde hervorgebracht wurde, und man
wird das Essen als Energie für den Körper umwandeln, was einem
hilft, am Leben zu bleiben.
Man berührt die Rosinen mit den
Fingern, versucht sie nicht als Rosinen zu spüren, sondern man nimmt
die unmittelbaren Empfindungen wahr, welche sie auch immer sein
mögen. Fühlen sie sich klebrig an? Weich? Geben sie nach, wenn man
sie drückt? Sind sie kalt oder warm oder keines von beiden?
Man geht prüfend durch den
Körper. Spürt man, dass sich Speichel bildet? Man achtet darauf,
dass der Körper selbst Speiche absondert, wenn er Hunger empfindet,
ohne sich Gedanken darüber zu machen.
Ist man bereit, dann führt man
die Rosinen in den Mund. Dabei bewegt man den Arm langsam, so dass
man die Empfindungen spüren kann, die die Hand zum Mund hochheben.
Man öffnet den Mund langsam und spürt, wie es sich anfühlt. Man
legt die Rosine auf die Zunge, aber man beginnt nicht mit dem Kauen.
Zuerst untersucht man, wie sie sich auf der Zunge anfühlt, man
schließt langsam den Mund und senkt den Arm. Wenn das erledigt ist,
schließt man die Augen und beginnt an zu kauen. Man schmeckt und
schluckt die Rosinen mit Bedacht. Man muss weiterhin achtsam bleiben,
nachdem man die Rosinen heruntergeschluckt hat. Spürt man, wie die
Nahrung durch die Speiseröhre in den Magen hinuntergleitet? Wenn man
fertig ist, öffnet man langsam die Augen.
Nimmt man die Mahlzeit mit
dieser Art von Achtsamkeit zu sich, ändert sich die persönliche
Beziehung zur Nahrung und zum Essen. Man begreift, dass man aus viel
machen kann. Man erkennt, dass aus paar Rosinen eine Menge dran ist.
Die einzige Regel dabei ist, dass man wirklich mit ganzer
Aufmerksamkeit dabei ist, wenn man isst.
Es gibt eine Sache, und die
besagt, der Geschmack hält beim Essen nicht lange an. Man hat eine
Weile gekaut, dann verschwindet der Geschmack. Wenn es trotz des
Kauens nicht geschmackvoll bleibt, dann greift man erneut zur
Nahrung. Man kaut eine Weile, bevor man die Nahrung schluckt, ist der
Geschmack weg, und es wird Nahrung weitergegeben. Warum tut man das?
Weil der Geschmack angenehm ist. Was man als Nächstes erlebt, ist
Verlangen und Zugreifen. Wir wollen mehr davon und versuchen, den
nächsten Bissen zu bekommen., obwohl wir den vorigen noch nicht
geschluckt haben. Mit der Nahrung im Mund versteht man den Kreislauf,
dass das Leben aus einer Reihe ständig sich verändernder
Empfindungen besteht: einige sind angenehm, einige unangenehm und
andere neutral. Die unbewusste Reaktion besteht darin, bei den
angenehmen zuzugreifen und die unangenehmen abzulehnen, damit kämpft
man gegen die Vergänglichkeit unserer Erfahrungen. Man findet sich
damit ab, dass die Dinge kommen und gehen.
Wenn man Achtsamkeit übt,
während man isst, beginnt man, etwas anderes zu lernen, als die
übliche Gewohnheit, entweder zuzugreifen oder wegzustoßen. Man
nimmt den Geschmack wahr, aber er bleibt nicht erhalten und
verschwindet Man nimmt die Anwesenheit zur Kenntnis,man kann sich auf
sie einstellen, auch was als Nächstes kommt, aber dass ist das Wesen
aller Meditationen.
Es gibt einen weiteren Aspekt in
der Essmeditation. Nimmt man eine Mahlzeit im Zustand der Achtsamkeit
zu sich, so kann man verschiedene Stimmen identifizieren, die während
des Essen zu einem sprechen. Der Bauch sagt: „Fülle mich mit
Speisen.“ Die Zunge sagt nach einiger Zeit: Oh, schmeckt das Essen
aber gut, ich möchte noch mehr davon haben.“ Und so beteiligt sich
der ganze Körper an dieser Mahlzeit, und er gibt entsprechend seinem
Bedarf an Speisen, seinen Kommentar zum essen und zum Geschmack.
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