Du sollst nicht töten.
Diese vier Worte begleiten uns
eigentlich durch das ganze Leben, denn uns wird schon im
Religionsunterricht gelehrt, dass man nicht töten soll, denn es sei
Gottes Gebot. Für mich war dieses Gebot immer ein Anhaltspunkt, den
ich beachtet habe, aber weiterhin habe ich nichts getan, um nach
diesem Gebot zu leben, denn mir fehlte der Bezugspunkt zur
christlichen Religion, obwohl ich als Baby getauft, und als
Jugendlicher Konfirmiert worden bin. Ich habe damals in meinen jungen
Jahren oft über diese Worte nachgedacht, aber habe sie nie
verinnerlichen können. Man sieht es auch bei mir daran, dass ich
Soldat wurde und bei der Fallschirmtruppe diente und dort eine
umfangreiche Ausbildung genoss, wenn ich diese vier Worte wirklich
ernst genommen hätte, dann hätte mich vor einem derartigen Dienst
gedrückt.
Heute, in meinem Alter von 75
Jahren, sehe ich diese Dinge also „Du sollst nicht töten“ doch
etwas anders, und besonders mit dem Kontakt zur buddhistischen Szene
ist es etwas intensiver geworden, besonders meine Gedankenwelt, wenn
es um das Töten geht.
Das Töten von Menschen, aber
auch von anderen lebenden Wesen ist für mich ein Akt von Grausamkeit
gegenüber allen lebenden Wesen, denn dieser Akt muss nicht sein,
weil er gegen jede Regel des Menschenseins verstößt. Auch wenn
diese vier Worte von einem höheren Wesen wie Gott, so nennen wir
dieses Wesen, an uns weitergegeben wurden, um uns zu ermahnen, dass
wir alle friedlich miteinander leben sollten, so haben wir trotzdem
immer wieder unseren eigenen Willen durchgesetzt, indem wir das Töten
als eines der Verhaltensweisen angenommen haben, die der Mensch auch
in seiner Gemeinschaft erhalten und behalten hat.
Das Töten war für unsere
Vorfahren von immenser Bedeutung, denn sie mussten ständig um ihr
Überleben kämpfen, das heißt, sie mussten nicht nur Wild töten,
sondern im Notfall auch andere Mitmenschen, was sie dann auch getan
haben.
Aber jetzt taucht die Frage auf,
wenn es wirklich einen Gott gibt, warum hat er uns nicht anders in
unseren Verhaltensweisen gestaltet? Er hat doch eigentlich uns das
mitgegeben, was er in einem Gebot an uns gegeben hat, mit der
Drohung, wenn wir töten, dann sterben wir selbst diesen Tod.
Es ist nicht nur der Gott der
Juden oder Christen oder Muslime, sondern wir alle, welcher Religion
wir auch haben, haben uns über dieses Gebot hinweggesetzt, und da
kommt bei mir die Frage auf: „Haben wir eigentlich einen Gott, oder
gibt es überhaupt einen Gott, und wer hat uns wirklich geschaffen?“
Denn zur Zeit mordet der „IS“
viele Bürger in Syrien, Irak und den Libanon, aber gleichzeitig wird
dieser „IS“ durch eine Allianz von westlichen Staaten
einschließlich Russland und Syrien und den Kurden und Iran bekämpft.
Beide Seiten haben sich das „Töten“ auf ihre Fahnen geschrieben,
und sie töten auch.
Dann muss man sich fragen, was
diese vier Worte „Du sollst nicht töten“ überhaupt sollen, wenn
sie nicht einmal ernst genommen werden.
Wenn ich die Welt bzw. die
Umwelt, in der ich lebe, so betrachte, dann kann ich nur sagen, wir
leben in einer Welt des Lebens und Überlebens, d.h. wer nicht töten
kann oder will, der wird getötet, und das ohne Gnade, denn früher
gab es auch bei uns in Deutschland die Todesstrafe, die sinnlos war,
denn die Kirche wollte angeblich, dass das Gebot Gottes „Du sollst
nicht töten“ beachtet und respektiert wird, aber das hat der Staat
überhaupt nicht, denn die, die die Todesstrafe aussprachen, haben
dem Henker den Befehl zum Töten gegeben.
Aber das Eigenartige an diesen
Worten ist, wenn man den Sinn dieser Worte richtig versteht, das
jeder sich auf Notwehr beruft, ob jetzt der Angreifer oder der
Angegriffene, denn nur der Angegriffene kann sich auf die Tatsache
einer Notwehr berufen.
Man soll nicht töten, aber
dieser Reflex zum Töten eines Menschen oder anderen Wesens ist uns
genetisch mitgegeben worden, d.h. er soll uns beim Kampf ums
Überleben helfen, wirklich zu überleben, um die Art Mensch zu
erhalten.
Hier kann man die
Widersprüchlichkeit der Menschen deutlich erkennen, es heißt: „Du
sollst nicht töten“, aber du tötest trotzdem, ob es erlaubt ist
oder nicht.
Ich denke, diese Worte wurden in
der Bibel aufgenommen, um etwas vorweisen zu können, dass es
jemanden gibt, der über dem Menschen steht, also ein Wesen das wir
Gott nennen, ob es stimmt oder nicht, das soll jedermann selbst
entscheiden.
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