Der Emotional Körper.
Es gibt kein bestimmtes Zentrum für die Emotionen, so
wie es auch keines für Tennisspiele oder andere komplizierte Dinge
gibt.
Unser Körper spielt beim Erzeugen von Emotionen eine
sehr viel größere Rolle, als den meisten von uns bekannt ist. Der
Prozess beginnt mit der Wahrnehmung, die, wie wir bereits wissen, das
Übermitteln von Informationen von den Sinnesorganen an das Gehirn
beinhaltet, wo eine begrifflich fassbare Darstellung eines Objekts
erzeugt wird. Die meisten von uns nehmen natürlich an, das, wenn das
Objekt erst einmal wahrgenommen und erkannt ist, eine emotionale
Reaktion hervorgerufen wird, die wiederum irgendeine Art von
körperlicher Reaktion in Gang setzt.
Aber tatsächlich geschieht das Gegenteil. Wenn der
Thalamus seine Botschaft zu den für die Analyse zuständigen
Gehirnregionen im Nordkortex schickt, sendet er gleichzeitig eine
„Alarmbotschaft“ an den Mandelkern, etwa walnussgroße neuronale
Gebilde im limbischen System, das, wie schon beschrieben, für
emotionale Reaktionen von Wichtigkeit ist, speziell für Angst, Ärger
und Wut. Weil der Thalamus und der Mandelkern nahe beieinander
liegen, kommt das Alarmsignal schneller an als die an den Neokortex
geschickten Botschaften. Sobald der Mandelkern das Alarmsignal
erhalten hat, setzt er eine Reihe von körperlichen Reaktionen in
Gang, die das Herz, die Lungen, bestimmte Muskelgruppen in den Armen,
im Brustkorb, im Unterleib und in den Beinen sowie die Organe
aktivieren, die Hormone wie Adrenalin ausschütten. Erst nachdem der
Körper reagiert hat, bedeutet der für die Analyse zuständige Teil
im Gehirn die körperlichen Reaktionen im Sinne einer spezifischen
Emotion.
Wir sehen etwas Schreckenerregendes, fangen an zu rennen
und deuten dann die Körperreaktion als Angst. Doch schon nach sehr
kurzer Zeit (einige Millisekunden), können wir die Reaktionen
einschätzen und darüber entscheiden, ob sie angemessen sind und
unser Verhalten der spezifischen Reaktion angepasst ist.
Emotionen wie Angst, Empörung und Abscheu treten im
rechten Stirnlappen in Erscheinung und Emotionen wie Freude, Liebe,
Mitgefühl, Vertrauen und Zuversicht lassen sich in größerer
neuronalen Aktivität im linken Stirnlappen ablesen.
Diese Reaktionsfähigkeiten sind sehr wichtig für das
Überleben, weil wir oft schneller erkennen, was wir machen müssen,
um tatsächlich zu überleben. Aber es kann auch sein, das die im
Mandelkern gespeicherten neuronalen Muster leicht von Ereignissen
aktiviert werden können, wenn sie nur leichte Ähnlichkeiten mit
früheren Vorfällen hatten, und die Wahrnehmung des gegenwärtigen
Augenblicks des stattfindenden Ereignisses verzerren können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen