Samstag, 26. September 2015

Biologie des Mitgefühls

Die Biologie des Mitgefühls.
Wer großes Mitgefühl hegt, erfährt alle Lehren des Buddha, so als würde er sie in der Hand halten.
Das buddhistische Verständnis von Mitgefühl unterscheidet sich in gewisser Hinsicht ein wenig von dem, was man gewöhnlicherweise mit diesem Wort verbindet. Denn Mitgefühl ist für Buddhisten nicht einfach, dass einem andere Leute leidtun.
Mitgefühl ist eine Art von Liebe ohne Anhaftung und ohne die geringste Erwartung, dafür irgendetwas zurückzubekommen. Denn Mitgefühl ist das spontane Gefühl des Verbundenseins mit allen Lebewesen. Was du fühlst, fühle ich, was ich fühle, fühlst du. Denn es gibt keinen Unterschied zwischen uns.
Biologisch gesehen sind wir darauf vorprogrammiert, auf unsere Umwelt relativ einfach so zu reagieren, dass wir Bedrohungen für unser Überleben meiden und Gelegenheiten zur Verbesserung unseres Wohlergehens ergreifen. Wenn wir ein Geschichtsbuch durchblättern, um zu sehen, dass die Entwicklungsgeschichte der Menschheit häufig eine Geschichte der Gewalt ist, die mit dem Blut der Schwächeren geschrieben wurde.
Es scheint so zu sein, dass uns ebendiese biologische Programmierung, die uns zur Gewalt und Grausamkeit treibt, auch mit Emotionen ausstattet, die uns nicht nur an der Aggression hindern, sondern auch zu einem Handeln bewegen können, das sich im Dienste des anderen über den persönlichen Überlebensinstinkt hinwegsetzt. Denn unsere Überlebensinstinkt hat uns neben unseren Hang zu Aggressionen mit einer sogar noch stärkeren biologischen Veranlagung zu Freundlichkeit, Mitgefühl, Liebe und Fürsorge ausgestattet.
Was sehr auffällig ist, ist, dass Menschen oft viele Opfer für andere Menschen bringen, obwohl sie wissen, dass sie dadurch selbst zu Opfern werden können, aber sie machen es trotzdem. Woran könnte es liegen, dass Menschen dieses Opfer bringen, um das Leben anderer Menschen zu erhalten oder auch zu retten.
Es scheint so, dass solche Opfer auf der persönlichen Ebene Hinweise auf eine Reihe von biologischen Faktoren sind, die über persönliche Ängste und Wünsche hinausreichen.
Die einfache Tatsache, dass wir Gesellschaften und Zivilisationen aufzubauen vermochten, die zumindest die Notwendigkeit des Schutzes und der Fürsorge für die Armen, Schwachen und Wehrlosen anerkennen, unterstützt die Schlussfolgerung: dass „ein ethisches Empfinden ein biologisches Merkmal unserer Spezies ist“.
Diese Bemerkung steht völlig im Einklang mit der Essenz von Buddhas Lehren: „Je klarer wir die Dinge sehen, wie sie sind, desto mehr sind wir willens und fähig, unser Herz für andere Wesen zu öffnen. Wenn wir erkennen, dass andere Schmerz und Unglück erleiden, weil sie ihre wahre Natur nicht erkennen, sind wir spontan vom tiefen Wunsch bewegt, dass sie das gleiche Gefühl von Frieden und Klarheit erfahren mögen, das wir schon kennen lernen durften.








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