Donnerstag, 28. Juli 2011

Colombo

Die Sonne geht im Osten blutig auf,

das Meer strahlt wieder von der lichten Glut.

Kein neuer Land begrüßt des Schiffes Lauf,

noch sehe ich um mich nur die weite Flut.

Noch höre ich nur der Wogen dumpfes Brausen,

der lichte Tag! Es fasst mein Herz mit Grausen.

Die Stunde flieht, die kurze Zeit vergeht,

die ich erfleht.

Die Winde rauschen durch die Segel hin,

nach Westen schau ich bang und zweifelnd zu,

kein Hoffnungsstrahl erheitert meinen Sinn,

dem müden Auge flieht schon lange Ruh,

in Zweifeln ringt mein Geist, hat mich betrogen,

ein Traumbild und die Ferne vorgelogen,

schon steigt die Sonne höher, strahlt und glüht,

mein Mut entflieht.

Doch sehe ich recht ein munteres Vogelpaar,

das mit Gesang sich in den Lüften wiegt,

oh lass von deinem Grimm, du wilde Schar,

da nimmer dieses Hoffnungszeichen trügt,

nichts ist mehr fern das Land, noch heute erreichen

wir unser Ziel, wo alle Zweifel weichen,

auf, rausche Schiff hin durch die Flut,

nur Mut, nur Mut.


Es ist ein Gedicht aus dem Jahre 1858 von Nietzsche, der angeblich eine Schiffsreise beschreibt, und ich denke, es ist die Reise von Columbus.Er hat aber den Namen Co­lombo gewählt, was auch nicht schlecht ist, denn er bleibt prinzipiell bei dem Entde­cker Amerikas. Nietzsche versucht zu schildern, wie es Columbus ergangen sein muss, als er diese Reise unternahm, und als er auf dem Meere war. Dieser Schiffsfüh­rer sah wochenlang nur Wasser und sehnte sich wahrscheinlich danach, auch einmal wieder Land zu sehen. Aber Columbus hörte tagsüber das Rauschen des Wasser, aber auch nachts, wenn er in seiner Koje lang, und über sein Unternehmen nachdachte, et­was zu entdecken, was noch niemand vor ihm entdeckt hatte. Damit wollte er in der Gunst des Adels emporsteigen, und natürlich reich werden.

Columbus schwankte in seinen Gefühlen, eigentlich wie jeder Mensch, der derartige reisen unternimmt, zwischen weiterfahren und zurückfahren also aufgeben. Es ist ein sehr massiver psychischer Prozess, der in der Psyche des Menschen abläuft. Gut, Nietzsche kannte bestimmt die emotionalen Vorgänge, aber er hat sie nicht so deuten können wie ein Psychologe oder Psychiater. Im blieb diese Welt verschlossen, die zweite Welt des Menschen, die sehr interessant ist, in der alles zusammenläuft, das den eigentlichen Menschen zum Menschen macht.

Es ist die Spannung im Menschen, besonders danach, wann er das neue Objekt seiner Begierde sieht, und wie er es sieht. Diese Neugierde hält den Menschen aufrecht, und lässt ihn durchhalten bis zum bitteren Ende, wenn es kommen sollte. So trägt auch Columbus die Hoffnung im Herzen, bald wieder die Füße auf Land zu setzen, um wieder Ruhe in den Körper und der Seele zu bekommen, und damit alle Zweifel über die Überfahrt beseitigt werden.

Columbus hatte es wirklich geschafft.

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